Gewalt muss nicht ertragen werden

„Wir müssen noch viel mehr für Frauen tun, die Opfer von Gewalt geworden sind!“ sind sich alle am Tisch einig. Zu Gast bei Christina Nagel und Kerstin Heggemann vom Verein Frauen für Frauen e.V. in Ahaus ist heute die Bocholter SPD-Landtagsabgeordnete Nina Andrieshen. Seit 37 Jahren setzt sich der Verein im Kreis Borken aktiv für Frauen ab 16 Jahren ein – ob in der Beratung bei sexualisierter Gewalt, ob Opferschutz oder Prozessbegleitung. Bei allem wird Anonymität selbstverständlich immer gewährleistet. Das vierköpfige multiprofessionelle Team der Frauenberatungsstelle, welche auch eine der wenigen Fachstellen gegen sexuali-sierte Gewalt ist, ist nicht nur durch Aus- und Fortbildung hoch qualifiziert, alle verfügen auch über mehrjährige Berufserfahrung. Gemeinsam besetzen sie zweieinhalb Vollzeitstellen, überwiegend finanziert von Kommune und Land. „Die zusätzlichen Mittel des Landes aus dem NRW-Rettungsschirm während der Corona-Pandemie waren in dieser Zeit für uns ein Se-gen“, so Christina Nagel, „denn das Beratungsaufkommen hat definitiv zugenommen und so konnte sich auch unsere Situation stabilisieren“.
Trotzdem bleibt die Forderung nach einer verlässlichen Pflichtfinanzierung der Frauenhilfeein-richtungen, wie schon seit Jahren von Frauen- und Wohlfahrtsverbänden gefordert.
An anderen Punkten gibt es auch Ausbaubedarf, wie zum Beispiel mit Blick auf die anonyme Spurensicherung, also der Sicherung der Spuren ohne Anzeige. Kaum ein Opfer kann sich nach der Tat direkt Gedanken über Anzeigen oder ähnliches machen. Die anonyme Spuren-sicherung stellt sicher, dass Ermittlungen auch dann noch möglich sind, wenn die Opfer die Tat erst später zur Anzeige bringen. Derzeit ist das im Kreis Borken aber nur im St. Agnes-Hospital in Bocholt möglich. Zusätzliche Anlaufstellen im Kreis zu schaffen kann da eine wirk-liche Erleichterung sein. „Wir möchten außerdem das Beratungsangebot für Frauen in Woh-nortnähe ausweiten, zum Beispiel durch Präventionsangebote in Berufskollegs,“ erklärt Kers-tin Heggemann. „Je leichter es für Frauen ist, sich Hilfe zu holen, desto eher holen sie sich auch Hilfe“. Diese Anregungen der Expertinnen nimmt Andrieshen gerne mit nach Düssel-dorf. „Ich freue mich sehr, dass wir Frauen hier im Kreis ein so engagiertes Team auf unserer Seite haben, und wenn die Politik hier mehr tun kann, dann muss es auch getan werden,“ unterstreicht die Bocholterin. „Schließlich ist ein gewaltfreies Leben für alle Frauen und Mäd-chen kein Privileg, sondern ein Menschenrecht.“
Die Beratungsgespräche der Frauenberatungsstelle für Frauen und Mädchen ab 16 Jahren erfolgen nach Vereinbarung, sind kostenlos und vertraulich.
Kontakt und Informationsmöglichkeiten: Tel.: 02561-3738 oder info@nullfrauenfuerfrauen-ahaus.de