„Die Stimmung ist bestens – einige machen hier im Gang Frühsport!“ kommt die Meldung aus dem Bus um viertel vor zwölf ins Büro Andrieshen.

Eigentlich sollte die Besuchergruppe aus dem Kreis Borken zu dem Moment gerade den Landtag betreten. Die Bocholter SPD-Abgeordnete Nina Andrieshen hatte sie eingeladen, sich das Landesparlament einmal von Innen anzuschauen und sich den Arbeitsalltag der Parlamentarier etwas genauer anzusehen. Ein Unfall auf der staugeplagten A3 hatte den Beginn der Tour verzögert. So ging es für die 23 Teilnehmer und Teilnehmerinnen auch direkt auf die Besuchertribüne, um die Plenardebatte live zu verfolgen.
Ein Antrag zur Unterstützung von kleinen Waldbesitzern, und der Nachfolger für das 9-Euro-Ticket standen auf der Tagesordnung. Dabei erlebte die Besuchergruppe einen Moment parlamentarischer Einigkeit, als alle Parteien außer der AfD dem ersten Antrag zustimmten. „Und was passiert jetzt mit diesem Antrag?“ war die erste Frage, die in der anschließenden Diskussion mit Andrieshen gestellt wurde. „Das war jetzt eine direkte Abstimmung – das heißt, wir haben jetzt sozusagen offiziell der Landesregierung den Auftrag erteilt, das umzusetzen. Viele Anträge überweisen wir auch erst an die Fachausschüsse, die beraten dann weiter.“ Erklärt die Abgeordnete, die seit November letzten Jahres im Landtag sitzt. Besonders für die Kitas im Land macht sie sich stark, als Mitglied im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie, und im Untersuchungsausschuss zum Thema Kindesmissbrauch.. „Auch hier arbeiten alle Parteien gemeinsam – bei so einem Thema parteipolitisch zu denken, ist einfach falsch.“ Erzählt Andrieshen, die vor ihrer Wahl zwanzig Jahre lang in einer Kita gearbeitet hat und so viel Fachwissen und Erfahrung mitbringt. Außerdem ist sie im Umweltausschuss für die ländlichen Räume zuständig.
Neben allerlei Fachfragen geht es aber auch persönlicher zu. „Wie bist du denn eigentlich in die Politik gekommen?“ will jemand wissen. „Der Grund sitzt hier vorne links“ sagt Andrieshen und grinst. Der Grund, ihr Vater, dreht sich kurz um und winkt in die Runde – sein langes politisches Engagement hat abgefärbt. Ein kurzes Gruppenfoto noch, dann zu Kaffee und Kuchen in die Kantine – dann ist das Abenteuer Landtag schon wieder vorbei. Nach einem Besuch in der Düsseldorfer Altstadt ging es zurück Richtung Bus und Kreis Borken – diesmal sogar ganz ohne Stau.